Die Serie „Sedimente“
sind Ablagerungen einer einzigen Farbe, eines einzigen Pigmentes. Die Form entsteht durch die unterschiedliche Reaktion der Pigmente auf die Eitempera: manche lieben das Öl, manche das Wasser.
Bei der speziellen Auftragstechnik kann sich jedes Pigment eine eigene Erscheinungsform schaffen, die sich von anderen Pigmenten leicht unterscheidet.
Wie viel Text, wie viel Erzählung braucht ein Bild? Wie viel Form? Wie viel Farbe?
In der Serie „Sedimente“ wird Farbe für sich selbst sichtbar. Es gibt keine Geschichte, keine Form, die die Farbe zum Nebenaspekt macht.
Trotzdem sind die Bilder nicht bloß monochrome Farbflächen. Ihre Struktur entsteht aus dem Zusammenspiel einer alten, klassischen Technik des Auftrages, der Trägerin der Farbe, der Eitempera, und dem Pigment.
Farbe bekommt so ihre dritte Dimension wieder zurück. Sie ist nicht nur Teil eines zweidimensionalen Bildes am Computer oder eines Druckes auf Papier, sondern durch Pigmente und Öl auch in der dritten Dimension spürbar, mit ihrer ganzen materiellen Kraft.
Was kann eine Farbe? Was will eine Farbe, sodass sie zur Geltung kommt? Die Farbe für sich, ohne Form oder Emotion, die von ihr ablenkt. Was ist die innere Form einer Farbe?
In der Serie „Sedimente“ kann Farbe differenzierter erfahren werden. Aus „Rot“ wird Karminrot, Scharlach, Zinnoberrot, Krapplack, Chinachridonrot, ... aus „Blau“ wird Ultramarinblau, Azur, Kobalt, Coelin, ...
In der Serie „Sedimente“ erzählt Farbe als individuelles Pigment eine je eigene Geschichte.
Eitempera auf Leinwand (100 x 70 cm und 60 x 80 cm)
und auf Papier (64 x 50 cm)
Eitempera als Reiz und Herausforderung
Eitempera verlangt technische Kenntnisse, handwerkliches Einfühlungsvermögen und Erfahrung. Pigmente stellen das Lockmittel dar, die Faszination, die sie erzeugen, lohnt die Mühe mit Technik und Handwerk. Mit der Reihe „Sedimente“ bin ich zu den Wurzeln der Eitempera-Technik gegangen und habe sie gleichzeitig „verzerrt“: so wie Eitempera in der Renaissance für die Untermalung verwendet wurde, in mehreren Schichten aufgetragen mit einer eigenen, strichelnden Pinseltechnik. Diese Technik, übertrieben angewandt, bringt die Eigenart von Pigmenten und Eitempera voll zum Ausdruck bzw. eigentlich erzeugen Pigmente und Eitempera auf diese Weise eine je eigene Struktur, die weder in Öl noch mit Acryl entsteht. Eine natürlich entstandene Struktur, die an über die Jahrtausende entstandene Sedimente erinnern. Die Bilder erzeugen eine eigene, erfrischende Stille, wenn man sich auf die Betrachtung der Pigmente und ihrer Strukturen einlässt.